In dem Frühjahrskonzert gab es eine Synthese aus Tänzen des frühen Barock mit sakraler Musik der Neuzeit in Form einer „Tango-Messe“. Das mittlere Werk bildete dann die Brücke von der alten zur neuen Musik und stammt von einem der bedeutendsten neuen englischen Kirchenmusikern.
Das Konzert begann mit der „Abdelazer-Suite“ von Purcell, die er im Jahr 1695 kurz vor seinem Tod zur Wiederaufführung des Dramas „Abdelazer oder die Rache des Mooren“ von Aphra Behn als Bühnenmusik komponierte. Das Werk besteht aus einer Ouvertüre und einer losen Aneinanderreihung von einzelnen Gesellschaftstänzen. Das Rondo spielt hier eine tragende Rolle, was sich auch daran zeigt, dass Benjamin Britten diesen Satz als Hauptthema für seine Variationen im Stück „the young person’s guide to the orchestra“ verwendete.
Das folgende Werk, welches die Brücke von alt nach neu schlägt, war das „Concerto for string orchestra“ von Herbert Howells, komponiert im Jahr 1938. Es entstand unter dem Eindruck des frühen Todes seines Kindes Michael Kendrick und dem von Edward Elgar. Beiden hat er den elegischen, fast als Trauermusik zu empfindenden zweiten Satz mit der Bemerkung „In Memoriam EE (1934) und MKH (1935)“ gewidmet. Das Werk steht in der Nachfolge seines Mentors Vaughan Williams und Edward Elgars. Insbesondere die „Fantasie über ein Thema von Tallis“ von Williams, die Howells als Siebzehnjähriger bei der Uraufführung in der Kathedrale von Gloucester hörte, prägte sein späteres Schaffen. Das „Concerto for string orchestra“ vereint als Solointrumente ein Streichquartett, ähnlich dem barocken Concerto grosso, mit einer „modern“ angelegten Behandlung der Streicherstimmen, wie sie insbesondere Elgar praktizierte.
Als Schlusswerk kam die „Misatango“ des argentinischen Komponisten Martin Palmeri im Stil des „Tango Nuevo“ zur Aufführung. Hiermit schloss sich dann der Kreis von der frühen barockenTanzmusik hin zur neuzeitlichen sakralen Chormusik. Die Messe wurde zwischen September 1995 und April 1996 komponiert und verwendet neben Chor und Mezzosopran noch die „typischen“ Soloinstrumente des Tango, nämlich ein Bandoneon und ein Klavier. Den Text der Messe bildet das traditionelle Messordinarium in lateinischer Sprache. In dem Werk verarbeitet der Komponist gemäß eigener Aussage seine wichtigsten Erfahrungen im Bereich Chor und Tango-Arrangements. Prägend für dieses Stück ist auch sein Vorbild Astor Piazzolla, dem größten Tangokomponisten der Neuzeit.