Am ersten Novemberwochenende 2016 fand in der St. Martinus-Kirche in Hattersheim und am nächsten Tag in der Frauenfrieden-Kirche in Frankfurt eine Aufführung des Oratoriums „Messias“ in einer Fassung statt, wie sie mittlerweile kaum noch gespielt wird.
Hier kam Mozart als „Barock-Arrangeur“ von Händels „Messias“ zu Gehör, eine Aufführungs- praxis, die vor 100 Jahren die gängige war.
Wie kam es, dass Händels „Messias“ und auch weitere Barockwerke Händels von Mozart bearbeitet und für seine Zeit „hör- und spielbar“ gemacht wurden?
Ein Grund mag darin liegen, dass aufgrund der Reformen von Kaiser Joseph II. die Kirchenmusik und die Aufführungsmöglichkeiten stark eingeschränkt wurden. Dies hatte dann zur Folge, dass man auf „private Zirkel“ ausweichen musste, um in der Weihnachts- und Fastenzeit oratorische Werke aufführen zu können. Handikap war hier, dass in den Salons keine Orgeln zur Verfügung standen und auch die Besetzungen angepasst werden mussten.
So lernte Mozart im Kreis von seinem Gönner van Swieten und weiterer Adligen schon einige Zeit vor seiner Messias-Bearbeitung die Barockbearbeitungen anderer Komponisten kennen und hatte auch Zugang zu van Swietens Privatbibliothek mit einem reichen Schatz von Partituren von Bach und Händel. Hier konnte er sich viele Anregungen für sein privates Schaffen holen. Im Jahr 1788 übernahm Mozart die Direktion dieser Privatkonzerte und bearbeitete auch gleich Händels „Acis und Galathea“. Ein Jahr später folgte dann die Bearbeitung von Händels „Messias“ auf Basis der Erstausgabe von Händels Partitur. Die von Mozart verwendeten Texte wiederum sind die Übersetzung von F.G. Klopstock und C.D. Ebeling aus dem Jahr 1775.
Das Werk wurde dann am 6. März 1789 im Palais des Grafen Johann Esterhazy aufgeführt, wobei der Chor wohl nur 12 Sänger umfasste; über die Anzahl der Instrumentalisten ist nichts weiter bekannt.
In den beiden gut besuchten Aufführungen brillierten die Solisten Laurie Reviol (Sopran),
Inga Jäger (Alt), Ralf Petrausch (Tenor) und Christoph Kögel (Bass). Der Chor der FrankfurterSingGemeinschaft und der Kirchenchor St. Martinus Hattesheim musizierten zusammen mit dem Kammerorchester Collegium Musicum Frankfurt unter der Leitung
seines bewährten Dirigenten Jens-Uwe Schunk. Beide Aufführungen begeisterten das Publikum, wie es auch in der Presse entsprechend gewürdigt wurde.